Mehr Geräte, weniger Stromverbrauch: Trend zu energieeffizienten Elektrogeräten geht weiter

Bern, 23.11.2021 – Kühlschrank, Computer oder Waschmaschinen verbrauchen immer weniger Strom. Das zeigt eine vom Bundesamt für Energie BFE in Auftrag gegebene Analyse der in der Schweiz verkauften Haushaltgrossgeräte und Elektronikgeräte. Der Gesamtenergieverbrauch der Geräte ist im beobachteten Zeitraum (2002-2020) wesentlich gesunken (-15,6%), und dies obwohl gleichzeitig die Anzahl Geräte zugenommen hat (+41,8%). Die Daten stammen vom Fachverband Elektroapparate für Haushalt und Gewerbe Schweiz (FEA) und des Schweizerischen Wirtschaftsverbands der Informations-, Kommunikations-, und Organisationstechnik (Swico).

2020 gab es in der Schweiz 49,5 Millionen Haushaltgrossgeräte sowie IT-, Büro- und Unterhaltungselektronik-Geräte, die zusammen 6578 Mio. kWh Strom (11,8% des schweizerischen Stromendverbrauchs) verbrauchten. Das sind 41,8% mehr Geräte als 2002 (Bestand 34,9 Millionen Stück). Ihr Stromverbrauch liegt aber um 1216 Mio. kWh (-15,6%) tiefer als 2002 (7794 Mio. kWh).

Dank grösserer Technologiesprünge sind die Effizienzgewinne bei den IT-, Büro- und Unterhaltungselektronik-Geräten mit 56,0% seit dem Jahr 2000 grösser als bei den Haushaltgrossgeräten (30,3% seit dem Jahr 2002). Dies verdeutlicht auch der über alle Geräte gemittelte spezifische Verbrauch pro Gerät: Bei den Haushaltgrossgeräten hat er zwischen 2002 und 2020 von 386 kWh auf 276 kWh abgenommen und bei den Elektronikgeräten hat er zwischen 2000 und 2020 von 129.8 kWh auf 47,9 kWh abgenommen.

Quelle: BAFU

Grosse Wissenslücken beim Recycling

Wohin mit dem Elektroschrott? Viele bringen ihn zu den Entsorgungshöfen. Dabei wäre es viel einfacher.

23 Kilogramm pro Kopf – so viel Elektroschrott türmt sich jedes Jahr auf. Die Schweiz liegt damit innerhalb von Europa mengenmässig auf einem Spitzenplatz. Immerhin gibt es ein etabliertes Recycling-System, das den Elektroschrott in die richtigen Bahnen lenken soll, damit möglichst wenig davon im Hauskehricht landet.

Doch in der Bevölkerung scheint das Wissen rund um das Elektroschrott-Recycling nicht sehr gut ausgeprägt zu sein, wie eine Studie der Fachhochschule Nordwestschweiz in einer Studie mit 1028 Teilnehmern ermittelt hat.

Dass Elektrogeräte und Unterhaltungselektronik auch in grösseren Lebensmittelläden zurückgegeben werden können, die nur wenig Elektronik im Angebot haben, wusste jede dritte der befragten Personen nicht. Auch dass man im Laden, in dem ein Gerät zurückgegeben wird, nicht etwas Neues gekauft werden muss, ist offenbar nicht allen bekannt.

Zudem wird nicht jedes Elektrogerät als solches erkannt. Damit steigt das Risiko, dass die sprechende Puppe fälschlicherweise im Abfallkübel landet statt beim Elektroschrott.

Auffällig ist, dass es offenbar vielen Leuten schwerfällt, sich von ausgemusterten Gerätschaften definitiv zu trennen. Rund 20 Prozent der befragten Personen gaben an, sie noch aufzubewahren als Backup, um sie zu verschenken oder schlicht noch keine Zeit gefunden zu haben, die Ware zu entsorgen.

Die Schweiz ist stolz auf ihr Recycling-System beim Elektroschrott. Seit 1998 gibt es die «vorgezogene Recyclinggebühr». Bei jedem Kauf im Inland wird diese automatisch eingezogen. Massgebend für die Höhe des Betrages sind die Art des Gerätes und dessen Gewicht.

Per Verordnung sind Hersteller, Importeure und Händler verpflichtet, gebrauchte Geräte kostenfrei zurückzunehmen und der Entsorgung zuzuführen. Über die Gebühr wird das Recycling finanziert. Das Recycling ist dem Ziel gewidmet, möglichst viele Wertstoffe zur weiteren Verwendung im Kreislauf zu halten; Stichwort seltene Erden. Und natürlich auch die Umwelt weniger mit Schadstoffen zu belasten.

Im internationalen Vergleich schneidet die Schweiz, zumindest in dieser Recycling-Disziplin, geradezu vorbildlich ab. Je nach Quelle landen über 90 Prozent der Geräte im Recycling. In der EU waren es laut einer Auswertung der EU-Kommission zuletzt lediglich 35 Prozent.

Quelle: www.srf.ch

Aus Plastikflaschen werden Solarlampen für Entwicklungsländer

Licht und Strom – für uns eine Selbstverständlichkeit. Aber über 1.5 Milliarden Menschen auf der Welt müssen auf diesen Luxus weitgehend verzichten. Eine kreative Hilfe sind die aus Plastikflaschen gefertigten Solarlampen von Liter of Light.

Liter of Light sieht sich als Bewegung, die bereits seit 2014 aktiv ist und mittlerweile über 650.000 Solarlampen in 20 Ländern der Dritten Welt verteilen konnte. Allerdings handelt es sich keineswegs um Geschenke, die nur durch Spendengelder „großzügiger“ Menschen in den Industrieländern finanziert wurden. Vielmehr beginnt alles damit, dass Bewohner in Dörfern ohne Anbindung an ein öffentliches Stromnetz die Chance erhalten, kostenlos ein Tageslicht für ihre Hütten und Häuser zu erhalten.

https://literoflight.org/

 

Netto Null braucht einen Plan

Nach dem Scheitern des CO2-​Gesetzes im Juni steht die Schweizer Politik vor grossen Herausforderungen. Einerseits soll das Zwischenziel von 50 Prozent Reduktion der Treibhausgase bis 2030 weiterhin erreicht werden. Wie, ist man sich noch nicht einig. Andererseits steht die Abstimmung zur Gletscher-​Initiative an. Diese verlangt, das Ziel «Netto Null 2050» in die Verfassung zu schreiben. Damit dürfte die Schweiz ab 2050 nicht mehr Treibhausgase ausstossen, als natürliche und technische CO2-​Senken aufnehmen können.

Die Chancen der Initiative stehen gut, immerhin hat der Kanton Bern dieses Ziel vor ein paar Wochen klar angenommen. Auch der Bundesrat hat in seinem direkten Gegenvorschlag zur Gletscher-​Initiative das Ziel Netto Null 2050 aufgenommen, aber die Einigkeit täuscht. Das Parlament muss in der Diskussion des Gegenvorschlages in den nächsten Wochen wichtige inhaltliche Punkte klären.

Erstens ist für die Erwärmung am Ende nicht nur der Zeitpunkt von Netto Null relevant, sondern wie viele Emissionen wir insgesamt ausstossen. Jede Tonne CO2 erwärmt die Erde, egal, wann und wo sie ausgestossen wird. Die Gletscher-​Initiative wie der Gegenvorschlag verlangen darum einen mindestens linearen Absenkpfad. Dieser ist ein zentrales Element, um die totalen Emissionen zu begrenzen.

Entscheidend wäre hier, einen Startpunkt für den linearen Absenkpfad festzulegen, doch ein solcher ist im Moment weder in der Gletscher-​Initiative noch im Gegenvorschlag bestimmt. Gibt es nur den Zeitpunkt für Netto Null, dann droht eine Politik des Abwartens bis 2040, nur um dann zu realisieren, dass die aufsummierten Emissionen zu hoch und eine rasche Reduktion auf null nicht mehr möglich sind.

Das CO2-​Budget zeigt also, wie viel wir insgesamt für ein vorgegebenes Temperaturziel ausstossen dürfen. Die «erlaubten» CO2-​Emissionen sind mitunter auch abhängig von den Massnahmen für andere Treibhausgase, von der Wahrscheinlichkeit, mit der wir das Ziel erreichen und davon, was ein fairer Beitrag der Schweiz an die globalen Anstrengungen sein soll. Selbst im optimistischsten Fall, wenn man global gleiche Emissionen pro Kopf für die Zukunft annimmt, sind die in der langfristigen Klimastrategie des Bundesrates vom Januar 2021 vorgesehenen Emissionen rund 40 Prozent über dem, was für 1.5 Grad Celsius nötig wäre.

Wenn man mit dem Prinzip der «gemeinsamen aber differenzierten Verantwortung» der UN-​Rahmenkonvention argumentiert und die vergangenen Emissionen sowie die technischen und finanziellen Möglichkeiten einbezieht, müsste die Schweiz noch schneller reduzieren.

Zum Vergleich: Führen wir das bisherige Reduktionstempo fort, wären wir sogar 2.5-​mal zu hoch. Wir sind also nicht auf Kurs. Würden die Emissionen bis 2030 halbiert und sänken danach linear bis 2050 auf netto null, lägen die totalen Emissionen noch etwa 15 Prozent zu hoch. Das ist aus meiner Sicht das Mindeste, was die Schweiz leisten muss und woran sich alle Vorschläge orientieren müssen.

www.eth