Personenverkehr wächst bis 2050 nur halb so stark wie die Bevölkerung

Der Verkehr wird auch in Zukunft wachsen. Dies zeigen die Verkehrsperspektiven 2050 des UVEK. Der Verkehr wächst aber weniger stark als die Bevölkerung. Im Hauptszenario «Basis» der Verkehrsperspektiven 2050 nimmt die Verkehrsleistung (Personenkilometer) des Personenverkehrs bis 2050 gegenüber dem Referenzjahr 2017 lediglich um 11 Prozent zu, während die Bevölkerung um 21 Prozent wächst. Grund für diese Entwicklung sind hauptsächlich verschiedene gesellschaftliche und wirtschaftliche Trends, die sich auf die Mobilität auswirken.

So verstetigt sich gemäss dem Basisszenario der Trend zum Homeoffice. Immer mehr Menschen arbeiten von zuhause aus, was den Pendlerverkehr reduziert. Dazu kommt, dass mit der Alterung der Bevölkerung der Anteil der Erwerbstätigen abnimmt und daher nochmals weniger Arbeitswege anfallen. Einen Einfluss auf den Verkehr hat auch die Raumentwicklung. Dichter besiedelte Gebiete verfügen über nahegelegene Freizeit- und Einkaufsmöglichkeiten.

Die Resultate des Basisszenarios beruhen auf der Annahme, dass die bestehende Verkehrs- und Raumplanung, wie sie der Bundesrat in «Mobilität und Raum 2050» beschlossen hat, konsequent umgesetzt wird. Dazu gehört etwa die Siedlungsentwicklung nach innen an Standorten, die durch den öffentlichen Verkehr gut erschlossenen sind. Zusätzlich beruht das Basisszenario auf der Annahme, dass verkehrspolitische Massnahmen eingeführt werden. Dazu zählt etwa die verstärkte Internalisierung externer Kosten ab dem Jahr 2035. Die verkehrspolitischen Massnahmen haben im Vergleich zu den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Trends allerdings einen sekundären Einfluss auf die Verkehrsentwicklung.

Unter den genannten Voraussetzungen erhöht der öffentliche Verkehr im Basisszenario seinen Anteil an den Verkehrsleistungen von 21 auf 24 Prozent, während das Velo seinen Anteil verdoppelt. Der Anteil, der mit dem Auto zurückgelegt wird, bleibt nach wie vor bedeutend, reduziert sich aber von 73 auf 68 Prozent.

Auch im Güterverkehr schlagen sich die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Trends nieder. Er wächst mit 31 Prozent im Basisszenario zwar deutlich, doch weniger stark als die wirtschaftliche Entwicklung, die einen Zuwachs des Bruttoinlandproduktes von 57 Prozent verzeichnet. Die Dekarbonisierung und die zunehmende Elektromobilität führen dazu, dass künftig weniger Treibstoff und Heizöl importiert werden. Auch werden vermehrt kleinere Ladungen statt Massengüter befördert. Der zunehmende Onlinehandel lässt den Lieferwagenverkehr zunehmen. Eine verstärkte Bündelung von Gütern an Umschlagspunkten begünstigt den Transport auf der Schiene, beispielsweise jenen von Stück- und Sammelgütern. Gesamthaft sind die transportierten Waren vermehrt auf der Schiene unterwegs; deren Anteil erhöht sich von 37 auf 39 Prozent.

Die Verkehrsperspektiven 2050 dienen als neue Grundlage für die Verkehrs- und Raumplanung des Bundes. Das Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) hat sie zusammen mit den Bundesämtern für Verkehr (BAV), Strassen (ASTRA), Energie (BFE) und Umwelt (BAFU) erarbeitet. Die Annahmen, die den Szenarien (siehe Kasten) zugrunde liegen, haben sie sowohl bundesintern als auch mit externen Partnern diskutiert und konsolidiert, etwa mit Verkehrsplanungsbüros oder Interessenvertretern aus Verkehr und Wirtschaft.

Quelle: UVEK

Wie sich städtische Wildbienen ernähren

Wildbienen und ihre Larven sind auf Pollen- und Nektarquellen angewiesen, um überleben zu können. Einige Arten zeigen dabei eine ausgeprägte Nahrungspräferenz und sammeln nur Pollen von einer Handvoll Pflanze

narten. Sogenannte Generalisten dagegen nutzen viele Pflanzenspezies. Städte können «Hotspots» für Pflanzen sein, da sie eine Mischung aus einheimischen und exotischen Arten sowie Kultursorten beherbergen. Daher stellt sich die Frage:  Profitieren Bienen von diesen einzigartigen städtischen Pflanzengemeinschaften?

Dem ist ein internationales Team aus sieben Ländern um Marco Moretti und Joan Casanelles Abella von der Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL nachgegangen. Die Forschenden wollten unter anderem herausfinden, auf welche Pflanzen die Larven unterschiedlich spezialisierter Wildbienen angewiesen sind. Dazu untersuchten sie vier einzellebende Bienenarten näher. Alle bauen ihre Nester in Höhlen, etwa in Bienenhotels, und kommen in Städten vor: die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta), die Rote Mauerbiene (Osmia bicornis), die Hahnenfuss-Scherenbiene (Chelostoma florisomne) und die Gewöhnliche Maskenbiene (Hylaeus communis).

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Warum Vögel im Regenwald schrumpfen

Im Amazonas-Urwald treibt der Klimawandel die Temperaturen in die Höhe und verändert die Niederschläge. Gleichzeitig verringert sich in dieser Region das Gewicht der Vögel, während ihre Flügel länger werden, berichten Vitek Jirinec von der Louisiana State University in der US-Stadt Baton Rouge und sein Team in der Zeitschrift «Science Advance.

Seit 1979 werden in einem grossen Gebiet im Bundesstaat Amazonas in einem Urwald ohne Kahlschläge regelmässig mit grossen Netzen Vögel gefangen. Nach dem Messen von Gewicht und Flügelspannweite werden die Tiere unversehrt wieder im Regenwald freigelassen. In der Regenzeit sind die Temperaturen in dieser Region seit 1966 um ein Grad Celsius gestiegen und die Niederschläge nahmen um 13 Prozent zu. In der Trockenzeit gab es seither dagegen 15 Prozent weniger Regen, während die Temperaturen sogar um 1,65 Grad Celsius stiegen.

In den warmen Regenwäldern Südamerikas gibt es einerseits eine extrem hohe Artenvielfalt bei Vögeln. Andererseits ergeben Zählungen selbst in ungestörten Urwaldregionen in Brasilien und Ecuador in den vergangenen Jahrzehnten bei etlichen Arten deutliche Abnahmen der Individuen, die offensichtlich mit dem Klimawandel zusammenhängen.

Die Theorie legt schon länger einen weiteren Zusammenhang nahe: In der Natur gibt es einen deutlichen Trend, dass in kühleren Gefilden bei Arten wie den Braunbären die Individuen deutlich grösser als ihre Artgenossen in wärmeren Regionen sind. Die gleiche Regel gilt auch für nahe verwandte Arten, mit den Eisbären leben zum Beispiel die schwersten Bären im hohen Norden, während die weiter im Süden lebenden Bärenarten deutlich kleiner bleiben.

Leben in warmen und heissen Gebieten grosse Säugetiere und Vögel, unterlaufen sie diesen Zusammenhang mit einem Trick: Sie vergrössern bestimmte Körperteile, über die sie dann zusätzlich Wärme abgeben können. Deshalb haben Afrikanische Elefanten oder auch Wüstenfüchse sehr grosse Ohren, mit denen sie nicht nur gut hören, sondern vor allem auch viel Wärme abführen und so ihren Körper auf kühleren Betriebstemperaturen halten.

Tatsächlich scheinen steigende Temperaturen auch die Grösse einiger Körperteile wachsen zu lassen, legte kürzlich eine Studie in «Trends in Evolution and Ecolog nahe: Mit dem Klimawandel werden auch die Ohren von Waldmäusen ein wenig grösser. Bei den nordamerikanischen Maskenspitzmäusen werden Beine und Schwänze länger. Und einige Papageienarten in Australien haben seit 1871 ihre gut durchbluteten Schnäbel um vier bis zehn Prozent vergrössert und können so mehr Energie abführen.

Aber gibt es ähnliche Zusammenhänge auch in den Tropen? Und reagiert die Evolution im Amazonasgebiet bereits auf die wachsenden Gegensätze einer trockener werdenden Trockenzeit und einer immer feuchteren Regenzeit, wenn gleichzeitig die Temperaturen steigen?

Um das herauszubekommen, haben Vitek Jirinec und sein Team die Körpermasse von 14’842 und die Flügellänge von 11’582 Vögeln aus den seit 1979 gesammelten Daten unter die Lupe genommen. Sie fanden bei allen untersuchten 77 Arten eine Abnahme des Körpergewichts um bis zu 1,8 Prozent im Jahrzehnt. Bei 61 dieser Arten vergrösserte sich auch die Länge der Flügel. Zusammen ermöglichen beide Eigenschaften – längere Flügel und geringeres Gewicht – einen Energiesparflug, der auch weniger Abwärme verursacht, die aus dem Körper abgeführt werden muss. Die Evolution passt sich also rasch an die steigenden Temperaturen im Klimawandel an, und die Arten in den Tropen beginnen zu verzwergen.

Die Evolution beantwortete diese Entwicklung mit einer Verzwergung: Die Ammoniten wurden immer kleiner und waren am Ende im Durchschnitt nur noch drei Zentimeter gross. Überträgt man diesen Liliput-Effekt auf einen 175 Zentimeter grossen Menschen, würde dieser auf die Grösse eines Kätzchens schrumpfen. Kurz danach verschwand im grössten bisher bekannten Artensterben auch die vorher riesige Vielfalt der Ammoniten fast völlig.

Verringert sich die Körpergrösse, ist das ein frühes Warnzeichen für solche dramatischen Ereignisse, schliessen Wolfgang Kiessling und sein Team auch aus weiteren Beispielen in der Erdgeschichte. Auch heute steigen im Klimawandel die Temperaturen rasch. Und wieder beginnen die Arten zu schrumpfen. Die Frühwarnglocken läuten.

Quelle: Bernerzeitung

Gletscher schrumpfen trotz Wetterglück

Der Rückgang der Schweizer Gletscher in den letzten drei Jahrzehnten war immens – ein Extremjahr folgte dem nächsten. Wettermässig stimmten die Voraussetzungen 2021, um den Gletschern eine Verschnaufpause zu verschaffen. Leider ist in Zeiten des Klimawandels selbst ein «gutes» Jahr nicht gut genug für die Gletscher: Der Verlust setzte sich trotz reichlich Schnee im Winter und einem vergleichsweise kühlen und wechselhaften Sommer fort, wenn auch weniger schnell. Ende April lagen auf den meisten Gletschern nur leicht überdurchschnittliche Schneemengen. Allerdings brachte der Mai viel zusätzlichen Schnee im Hochgebirge. Auf dem Claridenfirn (GL, 2890 m) wurde dann eine Schneehöhe von fast 7 Metern gemessen, der höchste Wert seit Beginn der Beobachtungen im Jahr 1914. Die Gletscher waren deshalb noch bis in den verregneten Juli relativ gut durch den Winterschnee geschützt. Dennoch war die Schmelze bis Ende September beträchtlich und schweizweit gingen während der letzten 12 Monate rund 400 Millionen Tonnen Eis verloren, fast 1% des verbleibenden Gletschervolumens.

Auf allen 22 dieses Jahr vermessenen Gletschern dokumentieren Messungen des Schweizer Gletschermessnetzes GLAMOS den Eisverlust. Obwohl die Verluste kleiner ausfallen als in den letzten Jahren, konnte für keinen der Gletscher ein Gewinn festgestellt werden. Vor allem im nördlichen Wallis (Rhonegletscher, Grosser Aletschgletscher) ist die Abnahme der mittleren Eisdicke mit knapp 0.2 Metern moderat. Im südlichen Wallis, im Tessin und in der Nordostschweiz (z.B. Findelgletscher, Silvrettagletscher) sind die Verluste hingegen kaum geringer als im Mittel der letzten 10 Jahre. Während auf grossen Gletschern oberhalb von rund 3200 m im Herbst ansehnliche Schnee-Rücklagen – also «Nahrung» für den Gletscher – gemessen wurden, sind tiefliegende Gletscher teils wieder komplett ausgeapert und damit dem Untergang geweiht. Auch wenn das Jahr 2021 den geringsten Eisverlust seit 2013 zeigt, ist für den Gletscher-Rückgang keine Entspannung in Sicht.

 

Oberhalb 2300 m erfolgte das Einschneien vielerorts bereits Ende September 2020, darunter spätestens anfangs Dezember. Für die mehrmaligen Schneefälle zwischen Dezember und Februar bis ins Flachland waren dann weniger die Niederschlagsmengen, sondern die glückliche Kombination von Niederschlag und genügend kalten Temperaturen verantwortlich. Die Temperatur von November bis April lag im Mittel der letzten 30 Jahre. Die Niederschlagssumme der Wintermonate war beidseits der Alpen überdurchschnittlich, in März und April dagegen geringer als normal. Über das ganze Winterhalbjahr betrachtet waren die Schneehöhen in der Ostschweiz und in Graubünden über dem Mittel, im Rest der Schweiz, mit Ausnahme der tiefen Lagen der Westschweiz, durchschnittlich. Aufgrund eines kühlen April und Mai erfolgte die Ausaperung an den Messstationen in hohen Lagen rund 1-2 Wochen später als normal.

Nasser Sommer aber kaum Neuschnee in den Alpen

Die Sommermonate 2021 nördlich der Alpen gehören laut MeteoSchweiz zu den nässesten in den über 100-jährigen Aufzeichnungen. Die Temperaturen waren im Bereich des Mittelwerts der letzten drei Jahrzehnte, was aber dennoch einen Temperaturüberschuss von 1.8°C gegenüber der Normperiode 1961-1990 bedeutet. Der Einfluss des Klimawandels zeigt sich klar in den Sommer-Neuschneesummen, die trotz viel Niederschlag erstaunlich klein sind: So verzeichnete das Weissfluhjoch (GR, 2540 m) während des ebenfalls sehr nassen Sommers 1987 eine Neuschneesumme von 155 cm; 2021 waren es nur gerade 20 cm. Entsprechend wurden auch an den höchsten Messstationen nirgends Neuschneesummen von über 50 cm registriert. Der sehr warme und sonnige September 2021 brachte nur zweimal kleine Neuschneefälle im Gebirge.

Quelle: www.scnat.ch